27 Lehrer:innen droht Zwangsversetzung – Mahnwache heute (6.12.) vor der Bildungsdirektion Wien
(Wien) – Weil es Anfang Dezember angeblich in 27 Wiener Volksschulklassen noch immer keine klassenführenden Lehrer*innen gibt, sollen Kolleg*innen aus anderen Standorten dorthin zwangsversetzt werden. Wir wissen von betroffenen Schulen in mehreren Bezirken, wo Pädagog*innen abgezogen werden sollen. Die Direktionen als auch die Betroffenen selbst wurden im Vorfeld von der Bildungsdirektion nicht informiert.
„Ich verstehe die Klassen, die keine fixe Lehrer*in haben, aber die Lehrer*in fehlt ja auch in unserer Klasse“, erzählt eine Mutter, deren Sohn die Klasse besucht, aus der eine Lehrer*in abgezogen werden soll. Von den Zwangsversetzungen betroffen sollen Lehrer*innen aus Mehrstufenklassen, Beratungslehrer*innen und andere Lehrer*innen sein. Auf die Lebensumstände der Betroffenen wurde keine Rücksicht genommen, einziges Kriterium ist, dass sie keine Klassenführung haben.
Die abgezogenen Lehrer*innen sollen durch Überstundenleistungen der Kolleg*innen kompensiert werden. „Das ist aber nicht mehr zu schaffen“, sagt eine Lehrerin, die anonym bleiben möchte. Viele Lehrer*innen würden ohnehin gerade „bis zum Anschlag“ supplieren und „verdoppeln kann ich mich nicht. Ich kann nicht supplieren, wenn ich sowieso schon in der Schule bin“, bringt es die Pädagogin auf den Punkt. Nach „außen“ kann aber so weiterhin kommuniziert werden, dass keine Stunden gestrichen wurden. In Wahrheit bedeuten die Zwangsversetzungen aber keine Lösung. Hier wird ein Loch gestopft, gleichzeitig aber woanders ein Loch aufgerissen.
Abgesehen von der Belastung der Lehrer*innen bedeuten diese Maßnahmen an den Standorten massive Qualitätsverluste wenn nicht sogar das Aus für so manche Mehrstufenklasse. Bildungsdirektor Heinrich Himmer versicherte noch Anfang des Schuljahres, dass keine Mehrstufenklasse geschlossen werden würde. Teamlehrer*innen sind aber kein „nice to have“ in einer Klasse, in der mehrere Schulstufen, (in vielen auch Kinder mit und ohne Behinderung) gemeinsam unterrichtet werden, sondern Bedingung für die Abdeckung des Pflichtunterrichts. Ein Abziehen der Teamlehrer*innen bedeutet das Aushungern dieser pädagogisch wertvollen Organisationsform.
Gleichzeitig hören wir, dass es immer noch Lehrer*innen gibt, die bereit sind zu unterrichten, aber keine Anstellung bekommen (z.B. weil sie Lehrer*innen aus Deutschland oder anderen Ländern – teilweise trotz Zertifikatskurs – sind).
Wir kritisieren das Vorgehen der Bildungsdirektion Wien in vielerlei Hinsicht, vor allem aber, weil es keine Lösung bedeutet. An der Mangelverwaltung ändert sich nichts. Hier wird ein Loch gestopft, indem ein anderes aufgerissen wird. Der „Kollateralschaden“ sind neben Qualitätseinbußen, nur noch mehr frustrierte Lehrer*innen, die überlegen aus dem Beruf auszusteigen.
Wir rufen alle Verantwortlichen auf, endlich Lösungen zu suchen und nicht mit vermeintlichen Notlösungen nur alles noch schlimmer zu machen!
Schluss mit der Mangelverwaltung an den Wiener Pflichtschulen!