Therapeutische Unterstützung an der Schule?

Frage 4 von Bessere Schule JETZT: Viele Kinder benötigen therapeutische Unterstützung, welche (abgesehen von wenigen Sonderschulen) in Schulen derzeit nicht erbracht werden kann. Für Eltern und Lehrpersonen wäre eine bessere Zusammenarbeit und die Durchführung von Therapien AN der Schule (z.B. Ergo-, Physiotherapeut:innen, Psycholog:innen oder Sozialarbeit) eine große Entlastung. Befürworten Sie Maßnahmen, das zu ermöglichen?

Wenn ja, welche Maßnahmen im Wirkungsbereich der Stadt Wien wären das?

Grüne, Neos und ÖVP unterstützen die Forderung nach mehr Unterstützungspersonal im psychologischen, gesundheitlichen Bereich an den Schulen und sind der Meinung, dass hier massiv ausgebaut werden muss. Auch hier herrschen unübersichtliche Zuständigkeiten und ein Kompetenzwirrwarr.
Das Schaffen von gesetzlichen Rahmenbedingungen und ein Abbau bürokratischer Hürden müssen hier schnell in Angriff genommen werden.

Die Antworten der Parteien im Detail*

*Die Reihung erfolgt nach zeitlichem Einlangen der Antworten.

ÖVP

Lehrerinnen und Lehrer an Wiens Pflichtschulen sind derzeit mit multiplen Herausforderungen konfrontiert. Zu einer großen Anzahl an Kindern, die kaum Deutsch können, noch nie eine Schule von innen gesehen haben, traumatisiert sind oder einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, kommen weitere riesige Herausforderungen wie Gewalt, Mobbing, Diskriminierung, Radikalisierung, Extremismus und Antisemitismus dazu. Dennoch gibt es für 466 Wiener Pflichtschulen aktuell nur 70 Vollzeit-arbeitende Schulsozialarbeiter. Noch 2020 haben die Wiener Neos einen Beschlussantrag im Wiener Gemeinderat eingebracht, in dem sie “einen Schulsozialarbeiter für jede Pflichtschule in Wien” eingefordert haben. Von diesem Ziel ist man nach viereinhalb Jahren pinker Regierungsbeteiligung noch immer meilenweit entfernt. Auch sollte die Gemeinde Wien für jede Schule eine Schulärztin oder einen Schularzt zur Verfügung stellen. Schulärzte übernehmen im öffentlichen Auftrag eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe, indem sie sich vorrangig der Prävention von Krankheiten sowie der physischen und psychischen Gesundheitsvorsorge und damit der Erziehung von Schülerinnen und Schülern zu einem gesunden Lebensstil widmen. Allerdings gibt es immer weniger Schulärzte in Wien, die sich um immer mehr Wiener Schülerinnen und Schüler kümmern müssen. Für die 466 Wiener Pflichtschulen waren im Sommer 2024 nur mehr 45 Schulärztinnen und Schulärzte eingesetzt, die Zahl sinkt kontinuierlich. Angesichts dieser Entwicklungen wird es immer schwieriger zu erkennen, welche Therapien Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstützten könnten.

NEOS

Wir wollen, dass Kindergesundheit auch in Zukunft umfassend an Schulen mitgedacht wird – egal ob beim Schulbau, dem Abbau bürokratischer Hürden oder Schaffen von gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wichtigste Drehscheibe ist dabei ein flächendeckendes Netz an School Nurses, die für gesundheitliche Anliegen der Schüler:innen und sonstigen Mitarbeiter:innen am Schulstandort zur Verfügung steht.

FPÖ

Therapeutische Maßnahmen fallen in den Bereich des Gesundheitswesens und können nur in Abstimmung mit den zuständigen Sozialversicherungsträgern erfolgen.

Die Grünen

Ja, wir befürworten diese Maßnahme generell sehr!

Die Umsetzung ist für die jeweiligen Berufsgruppen unterschiedlich. Sozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen sind ja schon ein funktionierender, aber leider sehr kleiner Teil des Systems. Derzeit gibt es für ca. 470 Pflichtschulen in Wien nur 70 Vollzeit-Sozialarbeiter:innen. Das ist ein Betreuungsschlüssel von 1:1700 pro Sozialarbeiter:in. Das ist eine Schande für die Stadt Wien. Das zu verbessern liegt im Verantwortungsbereich der Stadt Wien. Wir wollen das dringend verbessern! Dafür braucht es mehr Mittel und vor allem eine bessere Bezahlung der Sozialarbeiter:innen, damit mehr Menschen den Beruf ergreifen wollen!

Psycholog:innen und andere Therapieformen liegen teilweise im Bereich der Bundeskompetenz. Hier ist es notwendig, gemeinsam mit dem Bund Lösungen und Finanzierungen zu suchen! Es wäre aber sehr wirkungsvoll, wenn die Stadt Wien zumindest einen Pool an Therapeut:innen schafft, auf den jede Schule Zugriff hat – das ersetzt zwar die Person vor Ort, die Teil des Teams ist, nicht – wäre aber mal ein erster guter Schritt. Generell wäre es wünschenswert, dass Schulen, im Rahmen ihrer Schulautonomie das Budget bzw. die Planposten bekommen, solche Personalentscheidungen eigenständig zu treffen. Dann könnte jede Schule jene Personen/Therapeut:innen anstellen, die sie am Standort am dringendsten benötigt. Wir setzen uns auf jeder Ebene dafür ein, dass allen Schulen dieser Spielraum gewährt wird und die Autonomie auch gelebt werden kann.

SPÖ

Die SPÖ hat eine sehr allgemeine Antwort geschickt und ist auf unsere detaillierten Fragen nicht eingegangen. Hier zur Antwort der SPÖ.