Auch beim vorerst letzten Gespräch in der Bildungsdirektion gab es keine konkreten Zusagen, aber ein vages Bekenntnis zum Erhalt der Integrations-Mehrstufenklassen. Erfreulich war, dass dieses Mal auch Bildungsstadtrat Wiederkehr anwesend war.
Beim Treffen mit den Verantwortlichen der Bildungsdirektion kurz vor den Osterferien ging es um zwei große Themen:
- die kolportierte Streichung der Teamstunden für Integrations-Mehrstufenklassen und
- die neuen Zuteilungskriterien von zusätzlichen Freizeitpädagog:innen an ganztägigen Schulen für Kinder mit Behinderungen oder anderen besonderen Herausforderungen (notwendig geworden durch das außer Kraft treten des sogenannten „Erlass 217“).
Besonders erfreulich war, dass neben Bildungsdirektor Heinrich Himmer und seinem Team auch Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Andrea Trattnig von der MA 56 – Abteilung Schulen und damit in der Stadt Wien zuständig für die „BiM – Bildung im Mittelpunkt“ (Arbeitgeber vieler Freizeitpädagog:innen) anwesend waren.
Neben Eltern und Pädagog*innen von Bessere Schule JETZT! kamen noch Selma Schacht, Betriebsratsvorsitzende der BiM und Irene Promussas von Lobby4kids mit.
Teamstunden in Integrations-Mehrstufenklassen gestrichen
Wir betonten, wie essenziell die zehn Teamstunden für den Erhalt der Integrations-Mehrstufenklassen (I-MSK) sind. Erneut bekamen wir als Antwort, dass I-MSK bevorteilt wären, wenn sie – wie die Mehrstufenklassen (MSK) ohne Integration – die zehn Teamstunden bekommen würden. Die Argumentation von Seite der Bildungsdirektion: in einer I-MSK säßen rund 19 oder 20 Schüler*innen, davon 5 oder 6 Integrationskinder für die eine Sonderpädagog*in abgestellt sei. Somit wäre in einer I-MSK eine Pädagog*in für durchschnittlich 14 Schüler*innen zuständig.
Bessere Schule JETZT! merkte an, dass diese Berechnung nicht der Realität entspreche, Sonderpädagoginnen von unterschiedlichen Schulen berichteten bereits jetzt von vollen I-MSK. Zudem würden I-MSK im Vergleich zu Jahrgangsklassen auch über die Jahre hinweg immer voll sein, da hier Kinder auch später gut einsteigen können und es viele „Quereinsteiger*innen“ gibt. Schließlich würde das Argument spätestens ab nächstem Jahr durch die neue Berechnung der Pädagog*innenstunden pro 25 Kinder sowieso nicht mehr greifen. Dass es Bedarf für Mehrstufenklassen gäbe, zeige außerdem der Zuwachs an MSK ohne Integration, die automatisch zehn Stunden für die Teamlehrer*in bekommen. Das ist sehr gut so! Gleichzeitig muss diese Regelung selbstverständlich auch für I-MSK gelten. Bessere Schule JETZT! Äußerte außerdem die Befürchtung, dass Schulen ihre I-MSK in MSK umwandeln würden.
Mehr Mittel vom Bund gefordert
Bildungsstadtrat Wiederkehr räumte zwar ein in einer Mangelverwaltung zu sein, betonte aber, dass man gute pädagogische Konzepte erhalten wolle. Die Wiener Schulen würde ein Drittel mehr an Ressourcen vom Bund brauchen, um pädagogisch sinnvoll arbeiten zu können, so Wiederkehr. Rupert Corazza, zuständig für den Fachbereich Inklusion / Diversität / Sonderpädagogik, stimmte schließlich ebenfalls zu, dass 25 Kinder in I-MSK viel seien und man sich die Situation noch einmal ansehen müsse. Auch Bildungsdirektor Himmer stimmte dem zu: „Wir wollen nicht zurückbauen!“. Konkrete Zusagen bekamen wir dennoch leider nicht. Für 2. Mai wurde ein Kontingentrechner versprochen, anhand dessen die Schulleitungen ausrechnen können, welche Ressourcen zur Verfügung stehen (werden).
Freizeitpädagog*innen für Kinder mit Förderbedarf
Die Zuteilung von Freizeitpädagog*innen an Standorten mit Kindern mit Förderbedarf ist trotz mehrfacher Nachfrage nicht klar. Während für Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf, Kinder im Autismusspektrum, Körper- oder Sinnesbehinderungen wie früher Freizeitpädagog*innen angefordert werden können, ist der Ablauf bei Kindern ohne offiziellen Förderbedarf (z.B. Verhaltensauffälligkeiten) nicht klar. Diese Kinder werden nicht mehr erfasst, es soll die „Größenordnung der Zuteilung von Freizeitpädagog*innen aus den letzten Jahren“ zur Anwendung kommen. Die Zuteilung der Freizeitpädagog*innen an die Schulstandorte erfolgt durch die BiM und seinen Geschäftsführer Mario Rieder.
Wir sehen hier keine transparente und praktikable Lösung. Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten brauchen zusätzliche Ressourcen, das muss bei den Berechnungen nachvollziehbar berücksichtigt werden. Für uns ist außerdem nicht klar, wie der Bedarf für Kinder ohne offiziellen Förderbedarf an neu eröffneten Standorten berechnet wird. Hier gibt es keine Erfahrungswerte.
Bekenntnis zu innovativen Modellen und Erhalt der I-MSK
Abschließend hielt Bildungsstadtrat Wiederkehr fest, dass die I-MSK ein wichtiges, erhaltenswertes Modell sind. Er versprach Stabilität und Planbarkeit für die Schulen. Weiters solle es für Schulen mit besonderen Umständen oder innovativen Modellen Spielräume geben. Auch Bildungsdirektor Himmer versprach, sich alle Schulen mit I-MSK ansehen zu wollen, „damit alle erhalten bleiben“.
Bessere Schule JETZT! bedankte sich für die bisherigen Gespräche und die wohltuende Integration unserer Initiative. Wir verwiesen auf unsere langfristigen Ziele, um eine bessere Schule für ALLE Kinder zu erreichen, betonten aber auch weiterhin als „Feuerwehr“ agieren zu wollen, sollten wir Sorge haben, dass bestehende Systeme kollabieren könnten.
Wir waren wieder bei der Bildungsdirektion.