Low Hanging Fruits 2 – MA56 und die Schulen

Wir als Initative haben uns im Jahr 2024 mit sogenannten Low Hanging Fruits beschäftigt, also mit Problemen im Schulbetrieb, die aus unserer Sicht einfach zu beheben wären. Wir haben eine Liste solcher Dinge zusammen gestellt, viele davon betreffen ganz einfache, manchmal auch kleine Dinge im Eltern- und Schulalltag. Also nicht die großen Reformkonzepte und -entwürfe, sondern alltägliche Ärgernisse. Wir glauben, dass vieles davon relativ einfach angegangen werden könnte, um konkrete Verbesserungen für Kinder und Angestellte in den (Wiener) Schulen herbei zu führen. Wir sind mit dieser Liste zu Bildungsdirektion, Stadtratsbüro und MA56 gegangen und haben dort Dinge angeregt und diskutiert. Wir wollen die Vorschläge und Antworten nun veröffentlichen, denn es gab bei einigen Punkten auch Aha-Erlebnisse.

Im November 2024 trafen wir uns mit dem Büro des Stadtrats Christoph Wiederkehr und Andrea Trattnig (Leiterin MA56 – Wiener Schulen). Christoph Wiederkehr war wegen der Regierungsverhandlungen leider nicht persönlich anwesend und wurde von einer Mitarbeiterin vertreten.

Der Tenor des Gesprächs war, dass viele von uns angesprochene Probleme gesehen werden, jedoch

  • ohnehin schon so viel getan bzw. investiert werde,
  • oder alles sehr kompliziert und aus verschiedenen Gründen nicht anders möglich sei,
  • oder es bereits eine Arbeitsgruppe gäbe,
  • oder in Campusschulen schon besser gemacht werde,
  • oder (in sehr wenigen Fällen) es eine Lösungsidee gäbe.

Im Folgenden Punkte, die wir angesprochen haben und die Antwort darauf. Wir haben viel gelernt und glauben, dass es für Eltern, Elternvereine, Lehrer:innen und Schulleiter:innen durchaus interessant ist, für den eigenen Schulstandort den einen oder anderen Punkt zu hinterfragen bzw. einzufordern.

Hier findet ihr die Fortsetzung dieser Serie mit weiteren Themen, die wir beim Gespräch im November diskutiert haben. Teil 1 ist hier nachzulesen.

WLAN in der Schule – bitte warten…

Frage: Wie geht es mit der Ausstattung von Volksschulen mit leistungsfähigem WLAN voran? Auch in Schulen, die bereits neues WLAN haben ist die Geschwindigkeit oft sehr langsam. Und es ist auch nicht alltagstauglich, dass Geräte, die über den Warenkorb durch die Schule angeschafft wurden (z.B. iPads) nicht mit dem Internet verbinden können, weil sie “keine Schulgeräte” sind.

Antwort: Im digitalen Bereich investiert die Stadt sehr viel, beispielsweise mit WLAN in allen Schulen, da werden insgesamt 100 Millionen Euro investiert. Zuerst wurden die Mittelschulen damit ausgestattet, der nächste Schritt ist nun auch in allen Volksschulen WLAN zur Verfügung zu stellen. Sollte es Probleme mit der Geschwindigkeit geben, bitte dies dem/der Standortspezialist:in melden!
Die Problematik der Geräte ohne WLAN ist der MA56 bekannt, eine Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, die in den nächsten 6-12 Monaten ein Ergebnis liefern sollte.

Wo bleibt die moderne Ausstattung mit Beamern, Whiteboards, Smartboards etc?

Frage: Wie schaut es aus mit der Ausstattung mit modernen Beamern, Whiteboards, etc. in Bestandsschulen?

Pädagog:innen berichten uns immer wieder von uralter Ausstattung, Beamer ohne HDMI-Anschlüsse, von Beamern in jeder Klasse an der Decke ist ohnehin keine Rede. Aufgrund fehlender adäquater Ausstattung ist oft Kreativität gefragt, wie das Bild von einer Beamer-Präsentation von einem Seminar für Lehrer:innen zeigt. Whiteboards, Smartboards könnten zum Teil sicher pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden (wir sprechen nicht von flächendeckendem Ersatz der klassischen Tafeln!). Aber auch da haben Bestandsschulen kaum Chancen welche zu bekommen. Eine Schulleiterin sagte uns einmal, dass es dazu aus der MA56 nur hieß: “Das gibts nur in den Campusschulen. In Bestandsschulen fangen wir uns das sicher nicht an.”

Antwort: Bei der Ausstattung wird im Gespräch ein gewisser Rückstand zugegeben. Das schrittweise Nachbessern ist natürlich sehr kostenintensiv und büdgetär wären dafür in Bestandsschulen der Bezirk verantwortlich (mehr dazu hier).

Beamer

Wir sagen: Wenn ihr in der Schule bestimmte Ausstattung dringend benötigt, solltet ihr in Dialog mit der Bezirksvorstehung treten und dort euer Anliegen gut argumentieren. Am besten die Bezirksvorstehung zu einer Präsentation mit Beamer (oder Overheadprojektor) in die Schule einladen, damit sie sich ein realistisches Bild machen kann! 😉

Von der Mühsal des Ausdruckens und dem Krampf mit Wision

Frage: Eine Erschwernis für Lehrkräfte im Arbeitsalltag ist die Sperre von USB-Sticks am Kopierer. Auch das Programm zur Schulverwaltung WiSion ist in vielen Aspekten sehr mühsam zu bedienen.

Es ist für Eltern gar nicht so leicht vorstellbar, wie kompliziert es für Lehrkräfte ist, ohne brauchbare Arbeitsplätze in der Schule die Stundenvorbereitungen zu machen. Das 21. Jahrhundert und die Digitalisierungsoffensive hat in der durchschnittlichen Pflichtschule noch kaum Einzug gehalten. Ein großer Hemmschuh ist dabei z.B. das Ausdrucken von Materialien, die zu Hause vorbereitet wurden. Mangels Cloud-Lösungen (der Zugang zu Lösungen wie beispielsweise OneDrive ist gesperrt), die sinnvoll von zu Hause aus erreichbar sind, wäre ein einfacher (wenn auch kein besonders moderner) Weg, direkt einen USB-Stick an den Kopierer/Drucker anzustecken. Die USB-Anschlüsse an den Schulkopierern sind jedoch seit einiger Zeit softwaretechnisch deaktiviert. Dadurch können Lehrkräfte Dateien am Schulkopierer nur ausdrucken, falls gerade einer der wenigen Computer im LehrerInnenzimmer frei ist, um sich dort in Citrix einzuloggen. Dann kann man einen USB-Stick anstecken, vom dem aus die Dokumente zur Sicherheitsüberprüfung ins Rechenzentrum übertragen werden, um anschließend wieder auf das Kopiergerät in der Schule zurückgeschickt zu werden. Bei einer Leitung von 100Mbit für die gesamte Schule kann das dann schon etwas dauern.

WiSion ist das IT-Programm zur Schulverwaltung (Schülerstammblätter, Fehlzeiten, etc. sind hier einzutragen). Wien hat hier vor Jahren eine eigene Software entwickeln lassen, die anderen Bundesländer nutzen ein anderes Programm. Über WiSion gäbe es allerhand zu sagen, die wenigsten der Personen, die damit täglich zu tun haben, werden es als besonders modern oder benutzer:innenfreundlich bezeichen.

Antwort: Der Grund, warum USB-Sticks tabu sind ist, dass USB-Sticks Schadsoftware enthalten können und an Druckern nicht auf Malware (Viren) gescannt werden kann. Auf den Laptops, die VS-Lehrer:innen jedoch einmal bekommen sollen, werden die Möglichkeit bestehen, direkt auf den Kopierer zu drucken.
Zu Wision gibt es laut MA56 eine Arbeitsgruppe, die Verbesserungen entwickeln soll.

Wir sagen: Seit Jahren (oder eher schon Jahrzehnten) ist bekannt und wird von verschiedenen Seiten gefordert, dass Lehrer:innen geeignete Arbeitsplätze in der Schule benötigen. Dringend erforderliche Maßnahmen wurden verschlafen. Die Stadt investiert aktuell viel in den IT-Bereich, aber das Tempo ist leider ernüchternd. Gerade Bestandsschulen, Schulen in älteren Gebäuden warten auf die Umsetzung, weil das Geld vor allem in die Neubauten fließt.

Computer says no…

Frage: Das aktuelle Ticketsystem führt zu massiven Unflexibilitäten und aufwändigen Widersinnigkeiten. Wie kann mehr Flexibilität und Alltagstauglichkeit geschaffen werden?

Vieles an ganz handfesten Dingen in Wiener Schulen wird über ein Ticketsystem organisiert. Eine Druckerpatrone ist leer – bitte ein Ticket im System aufgeben. Es braucht eine Tischlerarbeit an den Türen – bitte ein Ticket aufgeben. Ein Regal soll an eine andere Stelle im Raum bewegt werden – bitte ein Ticket im System aufgeben.
Zum Teil werden dann stadteigene Mitarbeiter:innen zur Erledigung geschickt, zum Teil externe Firmen. Soweit so gut. Abgesehen davon, dass es für oft kleinste Dinge sehr lange Wartezeiten gibt, kommt es oft zu Phänomenen wie diesen: Der Dienstleister kommt nach Wochen, vielleicht Monaten, um das Regal am neuen Ort gegen das Umfallen zu sichern. In der Zwischenzeit wäre direkt daneben noch ein anderes Regal zu verschieben, also noch ein zweiter Befestigungsdübel zu setzen. Der Dienstleister weigert sich aber ein zweites Loch zu bohren, weil er nur den Auftrag für einen Dübel hat und eine angebotene Bestätigung der Schulleitung über den Zusatzauftrag zwar eine nette Idee ist, die er aber nicht umsetzen darf, weil Aufträge derzeit nicht kombiniert werden können. Also zurück an den Start und … ein Ticket aufgeben.

Antwort: Im Gespräch sagt die Vertreterin der MA56, dass ihnen dieses System auch Kopfzerbrechen bereitet und dass bekannt ist, dass es nicht ideal läuft. Man sei auf der Suche nach einem System, das nicht nach Einlangen des Tickets reiht, sondern nach Dringlichkeit bzw. inhaltlicher Priorität. Hier erhofft sich die MA56 Verbesserungen, aber es ist alles sehr kompliziert.

Wir bleiben dran…

In diesem Teil konntet ihr weitere Skurilitäten aus dem Schulalltag lesen. Wir wissen, es geht hier nicht um die großen Würfe und Bildungsreformen, sondern wollten Einblick geben und aufzeigen, mit welchen Mühseligkeiten Pädagog:innen und Schulleiter:innen beschäftigt sind. Kein einzelner Aspekt davon wird Menschen davon abhalten weiter in der Schule zu arbeiten, aber in Summe und noch oben drauf gepackt auf das Gefühl der Überforderung wegen zu geringen Personalressourcen und zu großen Klassen, bringen diese Kleinigkeiten das Fass für viele zum Überlaufen.

Bitte schickt uns eure skurrile Schulgeschichte. Bringt euch ein, sei es als Eltern oder Lehrer:in, fragt kritisch nach, nehmt nicht alles so hin, wie es behauptet wird. Denn wir finden, diese Reihe zeigt, dass es zum Teil auch Spielräume gibt, die wir nutzen sollten.