Bessere Schule Jetzt! war am 23. Juni 2024 zum NGO-Forum eingeladen. Das NGO-Forum wird von der Österreichischen Volksanwaltschaft organisiert. Es behandelt einem bestimmtes Thema, in dem es von Seiten der Republik Österreich Nachholbedarf gibt. Dieses Mal war das Thema Kinderrechte. Eingeladen sind NGOs, die sich mit dem Thema beschäftigen sowie Mitarbeiter:innen aus der Verwaltung und Parteivertreter:innen. Die NGOs können ihre Sicht und die Versäumnisse bzw. wichtige Schritte an die Verantwortlichen herantragen. Die Idee ist, dass es zu einem Dialog kommt.
Zum Thema Kinderrechte wurden am 23. Juni 2024 fünf Themen behandelt: Bildung & Inklusion, Gewalt, Klimakrise & Beteiligung, Gesundheit und Kinderarmut. Zu jedem Thema hielten zuerst Kinder und Jugendliche einen Input und anschließend eine Person aus der Verwaltung (zb. Bildungsministerium).
Zum Thema Bildung & Inklusion wurde Bessere Schule Jetzt! gefragt, zwei Kinder für einen Input zu fragen. Judith (10 Jahre) und Wanja (11 Jahre) gehen in Wien in eine Integrationsklasse in der 4. Schulstufe. Hier ihr Input vom 23. Juni, nach ihnen sprach Barbara Gullner vom Bildungsministerium:
Hallo! Wir sind Wanja (11 Jahre) und Judith (10 Jahre). Wir gehen beide in eine Integrationsklasse, in die 4. Klasse Volksschule. Und wir werden heute über das Thema Bildung sprechen.
Was uns stört:
Der Wechsel von der Volksschule! Wir hatten Glück und dürfen wegen unseren Noten aufs Gymnasium. Aber einige unserer Freunde müssen auf Schulen, die weiter weg sind und auf die sie gar nicht wollten…besser wären Gesamtschulen, wo wir später selbst entscheiden dürfen, ob wir die Matura machen wollen und wo wir länger zusammen sind, egal mit welchen Noten. Mir ist doch egal welche Note meine Freundin in Deutsch hat.
Noten sind wie Stempel! Ich kann alles ganz gut (ohne angeben zu wollen), aber was, wenn es bei der Schularbeit mal nicht klappt? Besonders in der 4. Klasse machen alle so einen Druck wegen der Noten.
Was sollen Schularbeiten überhaupt aussagen und warum bestimmt das meine Schulkarriere? Was soll der Stress?
Durch meinen Bruder weiß ich, dass Kinder, die eigentlich länger in die Schule gehen möchten (also 12 statt 9 oder 10 Jahre), weil sie einfach mehr Zeit brauchen, es nicht dürfen. Warum denn nicht? Das würde doch voll Sinn machen, mit mehr Zeit könnte er sich doch viel besser fürs Berufsleben vorbereiten.
Uns stört auch, dass wir zu viele Kinder in der Klasse sind und zu wenig Platz haben. Es ist oft laut und eng. Wir sind teilweise bis 17 Uhr in der Schule und haben genau zwei Bäume auf dem Schulhof, der gefühlt 5qm groß ist und mit lauter Beton. Unsere Schule hat fast 400 SchülerInnen! Und die Klos sind auch widerlich.
Was finden wir gut:
Wir haben eine echt gute Lehrerin. Sie macht einiges etwas anders als die anderen Klassen.
Zum Beispiel haben wir unterschiedliche Möbel, wir dürfen liegend, an Hochtischen oder auf gemütlichen Sitzkissen arbeiten. Und sie hat beschlossen, dass die neuen Kinder aus der Ukraine nicht in die Deutschförderklasse gehen müssen, sondern immer mit uns in der Klasse bleiben. So haben wir schneller unser Englisch aufbessern können und sie ihr Deutsch.
Wir finden es gut, dass unsere Lehrerin uns ernst nimmt und uns auch bei unserem Gemecker unterstützt. Sie hat uns zum Beispiel nicht verboten, über den furchtbaren Musikunterricht zu lästern. Und dieses Jahr ist der Musikunterricht auch viel besser geworden.
Außerdem dürfen wir bei uns in der Klasse Kleidertauschpartys machen zum Thema Umwelt und auch mit anderen Themen wie LGBTQ+ und Diskriminierung ist sie offen und cool.
Gut ist auch, dass wir zwei Lehrerinnen haben. Viel besser als nur eine, die nie Zeit hat.
Wir lieben unsere Nachmittagsbetreuerinnen! Wir haben dieselben zwei seit der 1. Klasse und vertrauen denen.
Wir danken unseren Lehrerinnen Otilia und Sabrina und unseren Freizeitpädagoginnen Belinda und Deniz.
Was würden wir ändern, wenn wir könnten:
Mehr Schuljahre für alle die wollen und das brauchen.
Mehr so gute Lehrerinnen wie unsere.
Mehr Platz und Büsche in der Schule.
Mehr Inklusion.
Wir sind eine Inklusionsklasse, deswegen bekommen wir besonders oft zu hören, dass wir Rücksicht nehmen sollen auf die nervigen Kinder. Aber gibt es nicht in jeder Klasse nervige Kinder? Es gibt manchmal auch Beschwerden über die sogenannten I-Kinder oder Ängste, von Kindern und Eltern. Aber ist das in den sogenannten Regelklassen nicht auch so? Gibt es da nicht auch Kinder die ich nicht verstehe und die mich nerven?
Also wir finden uns normal und wollen auch so behandelt werden. Inklusion bedeutet doch, dass alle die gleichen Rechte bekommen, also alle die mehr Zeit brauchen bekommen mehr Zeit, alle die lieber im Stehen lernen, dürfen auch mal stehen beim Lesen, alle die mal eine Auszeit brauchen, dürfen raus, alle die lieber eine andere Sprache als deutsch sprechen, dürfen auch englisch oder türkisch sprechen, alle die lieber ihren Text singen, statt langweilig vortragen, sollen kreative Wege ausprobieren dürfen,…
WARUM DENN NICHT ?!!!!!!