INKLUSION IN WIENER SCHULEN – SICHT EINES VATERS EINES KINDES MIT BESONDEREN BEDÜRFNISSEN

vorgebracht im Rahmen eines Termins bei Bildungsstadtrat Wiederkehr im Mai 2024

Allgemeine Stimmung vieler Eltern

die allgemeine Frustration ist hoch wegen der immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen in Wiens Schulen:

  • massive Kapazitätsprobleme
  • psychische und organisatorische Überlastung für Kinder, Eltern und Pädagog*innen
  • besonders wütend sind viele Eltern, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben, weil die Menschenrechte ihrer Kinder durch nicht stattfindende inklusive Bildung verletzt werden

Die Problembereiche liegen sowohl in der Verantwortung der Wiener Landesregierung (Landeshauptmann Ludwig, Bildungsstadtrat Wiederkehr und Stadtrat Hacker) als auch in der Verantwortung des Bundes.

Fakten

Die Überprüfung der Einhaltung der UN-Konvention 1 für die Rechte von Menschen mit Behinderung, sowie das Gerichtsurteil auf die Klage des Klagsverbandes auf Bundesebene 2 stellen fest, dass in Österreich, besonders in Wien, das Menschenrecht auf inklusive Bildung von Kindern- und Jugendlichen von der zuständigen Politik verletzt werden. Inklusion wird sogar zurückentwickelt – Sonderschulen werden erweitert, anstatt Inklusion mit Schulassistenz qualitativ hochwertig auszubauen.

Problembereiche

  • Je nach ideologischer Einstellung bzw. Finanzierungsabsicht der Bundes- und Landesregierungen haben Kinder unterschiedliche Bildungschancen in Österreich. Abhängig davon, in welchem Bundesland sie leben und ob sie Landes- oder Bundesschulen besuchen – eine untragbare Situation.
  • SPF: gedeckelte statt bedarfsgerechter Finanzierung von Lehrer*innenstellen für Kinder mit Behinderung – dies führt zur Überlastung des Bildungssystems in Wien und verletzt Menschenrechte der Betroffenen.
  • Kein ausreichendes, bedarfsorientiertes Bildungsangebot für Kinder- und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen: Schulassistenz, pers. Assistenz, School Nurses (Schulkrankenpflege) werden in Wien so gut wie verweigert – Pädagoginnen und Kinder/Eltern werden unter Druck gesetzt, bedarfsgerechte bzw. wohnortnähe Schulplätze können durch die Bildungsdirektion Wien nicht mehr gewährleistet werden. Massive Kapazitätsprobleme, die wenigen Angebote sind in Wien zusätzlich geografisch suboptimal verteilt.
  • Kinder- und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen werden in Wien massiv durch die Landesregierung vernachlässigt, wodurch ihre Zukunftschancen verschlechtert und sie ihrer Bildungschancen beraubt werden, ihre künftige Selbsterhaltungsfähigkeit ist gefährdet.
  • Unter diesen Umständen muss mindestens ein Elternteil sein Berufsleben aufgeben, um das Kind zuhause zu betreuen und auszubilden – dies führt zur massiven finanziellen Belastung sowie sozialem Abstieg dieser Familien.
  • Zeugnis des aktuellen Bildungssystems: lt. Statistik sind 80% der Autist*innen in Österreich langzeitarbeitslos, in Kalifornien arbeitet jede/r 4-5. Autist*in im IT-Sektor, in der Wissenshaft oder sind künstlerisch tätig. 3
  • Die Stärken dieser Jugendlichen werden in Österreich nicht ausreichend gefördert, sie werden aus dem Bildungssystem systematisch hinausdiskriminiert. Es gibt keinen flexiblen Beschulungszeitpunkt und keine verlängerten Ausbildungsmöglichkeiten.
  • Die bereits gut erforschten Therapiemöglichkeiten sowie Unterstützungssysteme für Kinder mit bspw. ASS oder ADHS sind in Wien komplett kaputtgespart.

Fazit

Die zuständige Politik „produziert“ durch die aktuelle Bildungspolitik in diesem Bereich die zukünftigen Arbeitslosen, Sozialleistungsempfänger*innen sowie Gefängnisinsass*innen.

Konstruktive Vorschläge für ein inklusives Bildungssystem im 21. Jahrhundert

  • Rechtsanspruch auf Bildung im Kindergarten für ALLE Kinder.
  • Gesetzliche Verankerung der Inklusion bis zur Matura als Menschenrecht im Einklang der UN-Konventionen.
  • Bedarfsgerechte Finanzierung der Integrations-Klassen und qualitativ hochwertige Bildung für Kinder und Jugendliche mit (sonderpädagogischem) Förderbedarf im Pflichtschulbereich durch das Land Wien.
  • Bedarfsorientierte Finanzierung der Schul- und persönlichen Assistenz sowie Schulkrankenpflege im Pflichtschulbereich.
  • Qualitativ hochwertigen inklusiven Schulbetrieb bis zur Matura ausbauen. 
  • Flexibler Beschulungszeitpunkt von Kindern mit Behinderung je nach Reife, Rechtsanspruch auf 12 Schuljahre bei Bedarf. 
  • Möglichkeit des zeitlich begrenzten Hausunterrichts für Kinder für die es keinen passenden Schulplatz gibt mit mobilen pädagogischen Assistent*innen und Reintegration.
  • Therapien im Schulbetrieb (vor/nach dem Unterricht) anbieten / Verbindung von Therapeut*innen & Ausbildung mit Schulbetrieb: Ergotherapie, Motopädagogik, sensorische Integration, soziale Kompetenz-Gruppen, Logopädie, Bewegungstherapien am öffentlichen. Eislaufplatz, in öffentlichen Schwimmhallen und Hippotherapien, alles auf E-Card mit Kooperation der ÖGK – die Therapeut*innen sollen während oder nach dem Unterricht mit Kindern je nach Bedarf beschäftigen.
  • Sozialberatung vor Ort für Eltern
  • Mehr Zusammenarbeit / Schulungen / Erfahrungsaustausch zwischen Pädagog*innen, Schulassistent*innen und klinischen Psycholog*innen bzw. Kinderpsychiater*innen.
  • Mehr materielle und immaterielle Anerkennung für Pädagog*innen.
    Neue heilpädagogische Inhalte bei der Ausbildung von Pflichtschullehrer*innen einführen.
  • Anschaffung eines zeitgemäßen IT-Systems für die Wiener Bildungsdirektion und Schulen, um die Verwaltungsaufwendungen massiv zu reduzieren.
  • Mehr Schulstandorte in stark wachsenden Bezirken bspw. 1220… 
  • Schrittweise Umstellung auf optionales Gesamtschulmodell.
  • Vorbildliche inklusive Schulbetriebe: LG15, ERG Donaustadt, Institut Keil usw…. stärken.

1 https://www.monitoringausschuss.at/wp-content/uploads/2023/06/UMA-Sonderbericht-Artikel-24-UN-BRK-korrigiert-19.06.pdf

2 https://www.klagsverband.at/archives/19946

3 80 Prozent der Autisten in Österreich sind arbeitslos (kleinezeitung.at)

research.wu.ac.at/ws/portalfiles/portal/44999032/Masterarbeit_Cichocki_Antonia.pdf

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