Frage 5 von Bessere Schule JETZT: Es ist erwiesen, dass der Lernerfolg in Klassen höher ist, in denen es ein breiteres sozio-ökonomisches Spektrum gibt. Wie könnte eine bessere Durchmischung von Schulklassen nach sozio-ökonomischem Hintergrund ihrer Meinung nach erreicht werden?
ÖVP ist für Wahlfreiheit der Eltern und gegen eine gezielte bessere Durchmischung nach sozialökonomischem Hintergrund. Neos tritt für eine bessere finanzielle Ausstattung durch einen Chancenindex ein. Grüne sind für eine Berücksichtigung des sozioökonomischen Hintergrundes zusätzlich zu den derzeitigen Kriterien bei der Einschreibung. Die SPÖ hat uns leider bis dato keine konkrete Antwort auf diese Frage geschickt.
BESSERE SCHULE JETZT meint dazu:
Sinnvoll wäre sowohl eine Berücksichtigung des sozioökonomischen Hintergrundes bei der Einschreibung, wenn der Schulweg zumutbar ist, als auch eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung von Schulen mit schwierigeren sozialen Bedingungen. Voraussetzung dafür wäre aber weit mehr Schulautonomie beim Einsatz der zusätzlichen Mittel – der nicht durch die Behäbigkeit verschiedener Magistratsabteilungen behindert wird. Zusätzliches Personal muss von der Stadt finanziert werden und darf nicht von anderen Schulen abgezogen werden.
Die Antworten der Parteien im Detail*
*Die Reihung erfolgt nach zeitlichem Einlangen der Antworten.
ÖVP
Als Wiener Volkspartei setzen wir uns für die freie Wahl von Schulplätzen ein. Eine von oben verordnete sozio-ökonomische Durchmischung von Schulklassen oder auch die Einführung der Gesamtschule würde nur dazu führen, dass ein Großteil der Eltern, die es sich leisten können, ihre Kinder in Privatschulen unterbringen. Dies hätte lediglich einen Privatschulboom sowie ein tatsächliches Zwei-Klassen-Bildungssystem zur Folge. In Bezirken, in denen jetzt schon eine Mehrheit der Schüler aufgrund fehlender Deutschkenntnisse einen außerordentlichen Status haben, führt sich auch jegliche „Durchmischung“ ad absurdum. Dazu müsste rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler jener Bezirke in andere weiter entferne Bezirke gebracht werden. Tausende Wiener Kinder würden damit täglich zu Pendlern zwischen Margareten nach Döbling oder von Meidling nach Währing, was in der Praxis nicht funktionieren würde, da viele Familien schulische Angebote in der Nähe ihres Wohnortes bevorzugen
NEOS
Eine zwanghafte Durchmischung lehnen wir ab. Wir befürworten jedoch eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung von Schulen mit größeren sozialen Herausforderungen mittels Chancenindex, sodass z.B. Sprachförderkräfte je nach Bedarf vermehrt beschäftigt werden.
FPÖ
Gerade für sozial benachteiligte Schüler ist die Leistungsanerkennung von besonderer Bedeutung. Deshalb fordert die FPÖ die Beibehaltung des Notensystems.
Die Grünen
Wir setzen uns seit einigen Monaten sehr vehement und gegen allen Widerstand für eine bessere soziale, sprachliche und ökonomische Durchmischung von Wiens Schulen ein. Unser Fokus liegt hier vor allem auf den Volksschulen, da die Trennung in MS-AHS nicht im Wirkungsbereich der Stadt Wien liegt.
Die Situation der Durchmischung an Wiens Volksschulen wird immer schlechter. Sie kennen die dramatischsten Beispiele sicher, aber es gibt viele Volksschulen, die kaum 200-300m voneinander entfernt sind, aber eine gänzlich unterschiedliche Schüler:innenzusammensetzung haben. In die eine VS gehen dann lauter Schüler:innen, die Deutsch als Erstsprache haben und/oder aus einem akademischen Elternhaus kommen, während in die VS daneben fast nur Kinder gehen, die nicht Deutsch als Erstsprache haben und/oder nicht aus akademischem Hause kommen.
Das liegt am Ruf der Schulen, der sich in gewissen gesellschaftlichen Schichten schnell herumspricht. Das liegt aber sicherlich auch am strategischen Verhalten mancher Eltern, Stichwort Fake-Adressen. Wir wollen daher das Anmeldesystem für die VS verbessern – mit dem Ziel, dass es zu weniger Stress für Eltern, Lehrer:innen und Direktor:innen führt und gleichzeitig eine bessere Durchmischung der Schulen fördert. Bei unserem Modell wird daher zusätzlich (!) zu den bestehenden Kriterien wie Wohnortnähe und Geschwisterkinder auch der sozioökonomische Hintergrund berücksichtigt. Allen Eltern steht weiterhin die freie Schulwahl zu. Anders als bisher darf man aber nicht eine, sondern 5 Schulen angeben, die man auswählt. Die finale Zuteilung an eine der 5 Schulen erfolgt dann zentral, nach den Kriterien Wohnort, Geschwister und sozioökonomischen Hintergrund (Sprache, Bildung, etc.).
SPÖ
Die SPÖ hat eine sehr allgemeine Antwort geschickt und ist auf unsere detaillierten Fragen nicht eingegangen. Hier zur Antwort der SPÖ.