Wir schreiben hier Erfahrungen aus 11 Monaten zivilgesellschaftlicher Arbeit für die Bildung unserer Kinder fest. Wir, das ist die Initiative Bessere Schule Jetzt!
In den letzten Monaten haben wir mit vielen Verantwortungsträger*innen, Politiker*innen, Menschen aus Verwaltung, Parteien, Initiativen, Anwaltschaften, NGO´s Kontakt aufgenommen und Gespräche geführt. Wir haben unser Anliegen vorgebracht, Fragen gestellt, argumentiert, Informationen eingeholt, uns weitergebildet. Wir haben Einblick bekommen in ein undurchschaubares System, wo es oft den Anschein hat eine Hand wisse nicht was die andere tut. Wir haben Geschichten erzählt bekommen, die wir nicht glauben konnten, Absurditäten, die nicht nachvollziehbar sind.
Auf was wir aber vor allem gestoßen sind, sind gegenseitige Schuldzuweisungen, Verschieben von Verantwortung und wenige klare Zusagen.
Von Seiten der Stadt Wien heißt es, es gibt zu wenig Mittel vom Bund. Von Bundespolitiker*innen hören wir, Wien hat genug, es wird nur schlecht verteilt oder schlecht verwaltet. Wir versuchen mit allen Kräften hinter dieses scheinbar unauflösbare Rätsel zu kommen. Als Bürger*in sollten wir doch eigentlich in der Lage sein, solche grundlegenden Vorgänge halbwegs zu durchschauen. Auskunft zu bekommen, einen minimalen Einblick in die Verteilung der Ressourcen.
Es geht bei diesem Thema um nichts weniger, als um die Kinder dieser Gesellschaft. Und wir werden nicht müde zu betonen, dass es uns um ALLE Kinder geht. Auch wenn uns vorgeworfen wird, dass es uns nur um unsere eigenen Kinder geht und wir aus einer privilegierten Position heraus Dinge kritisieren und einfordern. Uns geht es um die Kinder dieser Gesellschaft und ganz besonders um die, die schlechte Startbedingungen haben. Kinder aus bildungsfernen Familien, Kinder, die mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen leben, Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder mit schweren Rucksäcken. Und es gibt nicht wenige Kinder, auf die mehrere Punkte dieser Aufzählung zutreffen. Jedes Kind hat Begabungen, aber wir haben in Österreich immer noch ein Bildungssystem, das sich auf die Schwächen konzentriert. Eine Gesellschaft, der es am Herzen liegen sollte, ihren Kindern die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen.
Es gibt sie aber, die Hoffnungsschimmer im aktuellen Schulsystem. Orte an denen durch ambitionierte Schul- und Lernformen Bedingungen geschaffen wurden, die Kinder ihre Stärken erkennen und ausbauen lassen. Lernformen, die niemanden zurücklassen. …
In allen Besprechungen, in denen wir sitzen, bekommen wir im Wesentlichen Zustimmung: „Ja, Sie haben Recht! Wir sind ja auch für kleinere Klassen. Aber leider…“ „Ja, Sie haben Recht! Diese Schulformen sind ganz wichtig und dürfen nicht sterben. Aber fixe Zusagen können wir nicht machen.“ „Wir danken Ihnen sehr für Ihr Engagement, das ist so wichtig, dass Eltern sich für das Bildungssystem einsetzen, Sie können jederzeit mit Fragen und Anliegen zu uns kommen!“ „Sie haben Recht, die Situation ist mit dem Kindeswohl nicht vereinbar. Wir haben dem auch ein Kapitel in unserem Jahresbericht gewidmet, aber wir können uns leider nur um Einzelfälle kümmern.“ „Ja, es stimmt, wir brauchen eine Nachfolgeregelung, aber wie die in zwei Jahren aussieht, kann ich Ihnen nicht sagen.“
Wie kann es sein, dass sich alle in der Sache so einig scheinen, insgesamt aber kaum etwas weiter geht im Schulwesen Österreichs.
Nach einiger Zeit des Meinungsaustausches kamen wir oft an den Punkt, dass es eigentlich um Mangelverwaltung geht, nicht um Transparenz oder gar Gerechtigkeit. Warum wird das nicht viel öfter in der Öffentlichkeit gesagt? Warum muss alles schöngeredet werden in der Öffentlichkeit? Wegen des Ressourcenmangels wird schlicht umverteilt, was bewirkt, dass niemand mehr qualitativ hochwertig arbeiten kann. Das wird dann wiederum als Reform präsentiert.
Wir wissen, dass wir uns hier an eins der schwierigsten Themen dieser Republik herangewagt haben. An der Reform des österreichischen Bildungssystems sind schon Granden wie Hannes Androsch oder die Industriellenvereinigung gescheitert, zahlreiche Initiativen, parteiab- und unabhängige haben sich die Zähne daran ausgebissen.
Wir haben nicht die Illusion, dass wir als kleine Initiative das ganze System auf den Kopf stellen können, auch wenn wir wissen, dass das das Einzige ist, was wirklich helfen könnte.
Wann werden die Verantwortlichen endlich aufwachen? Einmal neu aufsetzen bitte!