Starker Auftritt von BESSERE SCHULE JETZT! bei Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Folgetermin vereinbart.
Am 14. Dezember – gleich nach Lockdown-Ende – war es soweit: Eine Delegation der Initiative BESSERE SCHULE JETZT wurde, als Reaktion auf zwei Großdemonstrationen gegen die Umverteilung der LehrerInnenstunden in den Wiener Pflichtschulen, zu einem Gespräch in die Bildungsdirektion Wien eingeladen. Bildungsdirektor Heinrich Himmer und sein Team empfingen die Eltern und Pädagog*innen aus den unterschiedlichsten Schulen, das Treffen dauerte drei Stunden. Die Begegnung war auf Augenhöhe. Bildungsdirektor Himmer zeigte sich grundsätzlich interessiert an der Sichtweise, den Kritikpunkten und den Praxisschilderungen der Eltern und Pädagog*innen.
Kritikpunkte und Schwachstellen aufgezeigt
BESSERE SCHULE JETZT! überzeugte bei dem Termin mit einer sehr guten inhaltlichen Vorbereitung. Das war auch an den Reaktionen der Bildungsdirektion abzulesen. Folgende Hauptkritikpunkte wurden vorgebracht:
- Basisfinanzierung
Momentan „überleben“ die Schulen nur durch die sogenannte „Härtefallfinanzierung“, den „Übergangszuschlag“ und die „Faßmannstunden“. Die Stunden daraus sind maximal bis Ende des zweiten Schulsemesters 2021/22 gesichert. Fallen diese Stunden weg, gibt es pro 25 Kinder nur noch eine Lehrkraft (Vollzeit).Damit kann nicht einmal mehr der Pflichtunterricht abgedeckt werden, denn selbst wenn in jeder Klasse tatsächlich 25 Schüler*innen sitzen, wurden Krankenstände, Pflegefreistellungen oder ähnliches offenbar nicht berücksichtigt. - Integrative Mehrstufenklassen
Das Modell der Integrativen Mehrstufenklassen (I-MSK) wird offensichtlich nicht mehr gewünscht. Hier lernen Kinder mit und ohne Behinderung in altersgemischten Gruppen. In I-MSK wurden die dringend benötigten Teamlehrer*innenstunden explizit gestrichen (MSK sollen künftig eine Vollzeit-Lehrperson plus Teamstunden bekommen), obwohl auch hier die hohe Schüler*innenzahl von 25 gilt. Das Argument: es gäbe dafür in I-MSK die Sonderpädagog*in als zweite Kraft. Die Praxis zeigt aber, dass eine Sonderpädagog*in für 4 bis 5 Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf zuständig ist und damit vollends aus-, wenn nicht sogar überlastet ist. Ebenso die Pädagog*in, welche die restlichen 20 Kinder in unterschiedlichen Schulstufen und Fächern unterrichten soll. Mehrstufenklassen erwiesen sich aufgrund der heterogenen Zusammensetzung für Inklusion stets als besonders tauglich. Durch das explizite Streichen von Stunden in I-MSK scheint man aber genau im Bereich der Inklusion sparen zu wollen. - Schulautonomie versus Mangelverwaltung
Mit den avisierten Ressourcen ab 2022/23 ist in der Praxis keine Schulautonomie möglich, die Schulen werden zu Mangelverwaltern. Über Jahrzehnte entwickelte und bewährte Projekte und Schwerpunkte werden zerstört. Planungssicherheit gibt es weder in den Schulen noch für Eltern und Kinder. - Das Aus der verschränkten Ganztagesschulen
Wenn künftig PädagogInnen nicht mehr in (gelenkten) Freizeitstunden eingesetzt werden dürfen, werden abwechselnde Unterrichts- und Freizeiteinheiten über den Tag verteilt, nicht mehr möglich sein.
Als Gegenargument wurde vom Team der Bildungsdirektion in vielen Fällen angeführt, dass vom Bund zu wenige Mittel bereitgestellt werden. Die Elterninitiative kritisierte wiederum, dass die „Reform“ von der Politik medial als Erfolg verkauft wurde. „Warum holt man die Eltern nicht ins Boot und ruft ihnen öffentlich zu: Bitte kämpft mit uns gemeinsam für mehr Mittel vom Bund?“, fragen sich die InitiatorInnen von BESSERE SCHULE JETZT!. Im Anschluss an die Diskussion überreichte die Gruppe die Forderungen von BESSERE SCHULE JETZT! und insgesamt 15.778 Unterschriften aus drei Petitionen zur „Bildungsreform“. Die Delegation appellierte abschließend eindringlich an Bildungsdirektor Himmer und sein Team, die Reform einer Revision zu unterziehen und bei den erwartbaren, negativen Auswirkungen dringend gegenzusteuern.
Auch wenn das Treffen noch keine konkreten Zusagen brachte, so wurde ein wichtiger Schritt erreicht: es soll weitere Gespräche geben, um gemeinsam detaillierter an möglichen Lösungen zu arbeiten. Der erste Termin ist am 11.Jänner.
Die Tür ist nun zumindest einen Spalt offen! Wir bleiben dran!