Die Parlamentswahlen stehen vor der Tür und damit wieder einmal auch die Frage, in welche Richtung die Bildungspolitik in den nächsten Jahren tendieren könnte. Die Initiative „Gemeinsame Bildung 2.0“ hat nachgefragt, was die unterschiedlichen Parteien zu bestimmten bildungspolitischen Themen zu sagen haben. Hier ist eine Kurzfassung zu lesen. Die ausführlichen Antworten sind hier nachzulesen.
Gemeinsame Schule (gemeinsame Bildung)
Sowohl die KPÖ, die GRÜNEN, die SPÖ und NEOS treten für eine gemeinsame Schule (gemeinsame Bildung) mit innerer Differenzierung ein. Die FPÖ für eine Beibehaltung der Sonderschule, Mittelschule und des Gymnasiums.
Chancengerechtigkeit
Um mehr Chancengerechtigkeit unabhängig vom Bildungsgrad und finanziellen Background der Eltern zu erreichen, setzt die KPÖ auf die Errichtung einer gemeinsamen ganztägigen Schule mit kostenlosem Schulessen, Freizeit-, Kreativ- und Sportangeboten.
Die Grünen wollen dies im bestehenden System durch eine bedarfsgerechte Ressourcenverteilung (je herausfordernder die Situation, desto mehr Ressourcen), durch eine bessere Durchmischung innerhalb der Klassen, durch Ganztagesschulen und durch die Schaffung eines multiprofessionellen Teams an Kindergärten und Schulen erreichen.
Die SPÖ setzt, um Chancengerechtigkeit herzustellen, auf ein verschränktes Ganztagsschulmodell, d.h. auf eine gemeinsame, ganztägige, inklusive und kostenfreie Schule. Außerdem auf den Ausbau der Schulsozialarbeit, der Schulpsychologie und sozialpädagogischen Arbeit an Schulen.
Die NEOS wollen dies ebenso wie die GRÜNEN dadurch erreichen, dass Schulen mit besonderen Herausforderungen sowohl personell als auch finanziell besser unterstützt werden. Und: Nach dem Vorbild der „London Challenge“ soll datengestützt die Unterrichtsqualität laufend verbessert werden: Schulen und Lehrkräfte, deren Schüler:innen schlechte Ergebnisse erzielen, sollen von jenen Schulen und Lehrkräften lernen, die angesichts der sozialen Zusammensetzung ihrer Schülerschaft unerwartet gute Ergebnisse erzielen.
Der FPÖ ist es bei diesem Thema wichtig, dass alle Kinder nur dann eingeschult werden, wenn sie ausreichend Deutsch sprechen können, um ihre Chancen zu verbessern, und dass Kinder, die gut Deutsch können, nicht benachteiligt werden, wenn andere die Sprache noch nicht beherrschen.
Investitionsbedarf
KPÖ, SPÖ und NEOS verweisen einerseits darauf, dass es mehr Geld für Bildung benötigt, andererseits sollte das bisherige Budget sinnvoller verteilt werden. Keinen Budget-Mehrbedarf orten Die GRÜNEN und die FPÖ, sie glauben, dass das vorhandene Budget ausreiche und es nur eine sinnvollere Verteilung bräuchte. Zudem weisen die NEOS darauf hin, dass es durchaus Einsparungspotential in manchen Bereichen (Bürokratie) gebe.
Sonderschulen
Für eine Auflösung der Sonderschulen tritt die KPÖ ein. Die GRÜNEN, die SPÖ und NEOS setzen auf eine schrittweise gegenseitige Öffnung von Sonder- und Regelschulen.
Die FPÖ ist für den Erhalt der Sonderschulen, damit der Wunsch vieler Eltern entsprochen wird, eine Wahlfreiheit zu ermöglichen. Sie interpretieren den Artikel 5, Abs. 4, der UN-Konvention („Besondere Maßnahmen, die zur Beschleunigung oder Herbeiführung der tatsächlichen Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen erforderlich sind, gelten nicht als Diskriminierung im Sinne dieses Übereinkommens.“) folgendermaßen: „Sonderschulen gehören zu diesen besonderen Maßnahmen. Auch Artikel 24 der Konvention, in dem es um Bildung geht, spricht nicht von einem inklusiven, gleichen Schulwesen.“
Aufhebung der 2,7% Deckelung für Inklusion
Auf die Frage „Treten Sie dafür ein, die 2,7% Deckelung für den Bereich der Sonderpädagogik/Inklusion sofort aufzuheben und die Ressourcen nach dem tatsächlichen Bedarf zuzuweisen?“ sind sich alle Parteien einig, dass diese Deckelung angehoben werden muss.
Lehrer*innenmangel
Um den Lehrer*innenmangel entgegenzutreten, schlagen die Parteien folgendes vor:
Die KPÖ tritt für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen (z.B. durch die Errichtung von multiprofessionellen Teams an Schulen, Entlastung von Zusatzarbeiten), der Arbeitseinkommen und für eine Arbeitsverkürzung ein.
Die Grünen möchten die Ausbildung attraktivieren, die Möglichkeit des Quereinstiegs in den LehrerInnenberuf forcieren, bessere Arbeitsbedingungen schaffen und jene Lehrer:innen, die noch studieren, besser schützen: kein fachfremder Unterricht, Recht auf halbe Lehrverpflichtung, keine Klassenvorstandstätigkeit und intensivere Begleitung durch Mentor:innen. Um die Diversität in den Schulen zu fördern, wollen sie mehr Menschen mit Behinderung, Migrationsbiographie, Mehrsprachigkeit und interkulturellen Kompetenzen in Schulen und Kindergärten ansprechen, diesen Beruf zu wählen.
Die SPÖ setzt ebenso darauf, den Beruf des Lehrers/der Lehrerin, attraktiver zu gestalten: Durch mehr Wertschätzung, durch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, der Entlohnung und im Bereich der Ausbildung sowie durch eine Etablierung eines Supportsystems an den Schulen. Außerdem soll das Recruiting neuer Lehrpersonen intensiviert werden und der LehrerInnenberuf gezielter beworben werden.
Wenn es nach den NEOS ginge, sollte jede Lehrkraft einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz in der Schule bekommen. Weiters treten sie für ein Supportpersonal ein, welches die Lehrer:innen für ihre Kernaufgaben freispielen soll. Und: „Engagement muss sich lohnen, indem Lehrkräften Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden, etwa in Form eines Mittleren Managements in den Schulen.“
Für die FPÖ braucht es eine neue Pädagogenausbildung und ein Lehrerdienstrecht, das den heutigen Anforderungen entsprechen solle. „Lehrer sollten von der Bildungsdirektion Unterstützung in allen Belangen erhalten, statt mit Verwaltungsaufwand belastet zu werden. Lehrer sollen unterrichten und nicht verwalten. Dafür muss ausreichend Unterstützungspersonal bereitgestellt werden“, so die FPÖ.