Wien – Martin Polaschek sagt am 5.9.2023 im Ö1 Morgenjournal: „Wir sind in Zeiten eines erhöhten Bedarfs an Lehrerinnen und Lehrern. Aber wir werden das mit vereinten Kräften stemmen, zum Wohl der Kinder.“
Unser Fazit dazu: Der Schulbetrieb ist schon lange nur noch aufrecht, weil die Beteiligten an den Schulen das stemmen. Wäre für die Politik und die handelnden Politiker:innen in der Vergangenheit wirklich das Wohl der Kinder im Mittelpunkt gestanden, würden sich Schüler:innen, Eltern, Lehrpersonen, Freizeitpädagog:innen und Direktionen nicht in dieser prekären Situation befinden!
Seit Jahren und Jahrzehnten werden Möglichkeiten für die qualitative, pädagogische Arbeit mit den Kinder eingespart. Fast alle Spielräume für individuelle Förderung und Forderung wurden den Schulen und Lehrer:innen genommen. Alle Warnungen, Hilferufe und Forderungen der Beteiligten wurden seitens der Politik ignoriert.
Was durch die permanenten Sparvorgaben bis in den letzten Jahren gerade noch möglich war, war die Abdeckung des Pflichtunterrichts – und auch das nur unter enorm hohem persönlichem Einsatz des pädagogischen Personals an den Schulen!
Dass es nun in manchen Klassen NIEMANDEN mehr gibt, der/die unterrichtet, ist nur der sichtbare Gipfel des Bildungsdramas, das sich schon lange Zeit – für viele im Verborgenen – in den Klassenzimmern abgespielt hat.
Bürokratieabbau ist auch nicht die Lösung aller Probleme
Dass nun so getan wird, als ob neben dem Personalmangel der Bürokratieaufwand das eigentliche Übel sei, ist aus unserer Sicht nicht ganz richtig. Wir möchten den Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand an Schulen nicht kleinreden, denn dieser raubt unheimlich viel Zeit und spielt neben der Klassengröße eine wichtige Rolle bei Burnouts bzw. Berufswechsel von Lehrkräften.
Trotzdem wird das allein die vielen Probleme im Bildungsbereich nicht lösen können:
- zu wenig Möglichkeiten auf die Individualität der Kinder einzugehen,
- kein Spielraum für Schulen auf standortbezogene Herausforderungen zu reagieren und
- kein Einbeziehen der Betroffenen im Schulsystem beim Suchen nach Lösungen (neuestes Beispiel, wie mit Lehrpersonen umgegangen/nicht-kommuniziert wird: Donnerstag und Freitag vor Schulbeginn bekamen einige Lehrer:innen in Wien die Verständigung, dass sie spontan die Klassenführung in einer ganz anderen Schule übernehmen sollten.)
Das Wohl der Kinder endlich in den Mittelpunkt stellen
Solange es nicht mehr zugesagte Ressourcen für die pädagogische, qualitative und das heißt vor allem die individuelle Arbeit mit den Kindern gibt, wird das Bildungsdrama weitergehen. Immer mehr Menschen werden den Schulbetrieb verlassen, bis es den Verbleibenden auch zu viel wird. Mehr Supportpersonal wie Sozialarbeiter:innen, Psychagog:innen usw. wären ein erster Schritt, um das pädagogische Personal auch in der Arbeit mit den Kindern zu entlasten.
Was aber Schule in Österreich grundlegend braucht: Dass sie sich in erster Linie an den Bedürfnissen und individuellen Möglichkeiten eines jeden Kindes orientiert und in den Mittelpunkt stellt. Dann ergeben sich sehr viele Dinge von selbst.
Bessere Schule Jetzt ist eine Initiative von Eltern, Pädagog:innen und Menschen, die an Bildungspolitik interessiert sind. Wir sind Menschen, denen die Bildung, die Diversität und Integration, denen ein gemeinsames respektvolles Miteinander an Wiener Schulen wichtig ist. Uns ist eine Vision einer gerechten Schule und Chancengleichheit wichtig. Transparenz ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir haben eine Vision für eine bessere Schule. Erfolgreiche Schulmodelle sollen beibehalten und ausgebaut werden!
Daher fordern wir mehr Ressourcen für die Bildung und arbeiten an der Schule der Zukunft. Für Integration, Diversität und Chancengleichheit aller Kinder.