Die verschränkte Form der Ganztagsschule in Wien endgültig zu Grabe getragen

Mit dem kommenden Schuljahr 2023_24 wird die verschränkte Form der Ganztagsschule in Wien endgültig zu Grabe getragen, denn erneute massive Kürzungen sind schon beschlossen.

Warum?

Zusätzlich zu den Förderstunden, die mit Juni dieses Schuljahres auslaufen, werden ab dem kommenden Schuljahr alle so genannten „Gemeinde Wien Stunden“ der Lehrer: innen nur noch halbwertig bezahlt. Das heißt, dass diese Stunden an die Freizeitpädagog:innen der BIM (Bildung im Mittelpunkt GmbH ist eine gemeinnützige GmbH im 100% Eigentum der Stadt Wien) umverteilt werden und Lehrer:innen diese nicht mehr ausüben werden.

Da die BIM einen genauso eklatanten Mangel an Freizeitpädagog:innen zu beklagen hat, wie es Lehrer:innenmangel gibt, kommt diese Umverteilung einer Streichung gleich, da diese Stunden nicht kompensiert werden können.

Was bedeutet das für den kommenden Schulalltag an den verschränkten Ganztagsvolksschulen?

Das Kontingent der Lehrer*innen wird weiter reduziert und soll über eine Erhöhung der Freizeitpädagog*innen kompensiert werden, die es aber nicht gibt. Somit kann die verschränkte GTVS in dieser Form nicht mehr fortgesetzt werden. Diese „abgebauten“ Volksschullehrer:innenstunden pro Standort, ermöglichen der Bildungsdirektion wiederum auf diese Pädagog:innen für Versetzungen an andere Standorte zu zugreifen.

  • Die Anwesenheit der Lehrer:innen wird sich somit im Wesentlichen auf die Kernzeit von 08:00 bis 13:00 Uhr beschränken.
  • Die Stunden nach 13:00 Uhr werden nicht mehr von Lehrer:innen, sondern sollen von Freizeitpädagog:innen abgedeckt werden. Diese kennen oft weder die Lernstärken/-schwächen der Schüler:innen, noch sind sie befugt, konkrete Stoffgebiete zu unterrichten. Zusätzlich kann ein sinnvoller Betreuungsschlüssel oft nicht ausreichend abgedeckt werden. Die Kinder können somit nach 13 Uhr nur noch betreut, aber nicht ausreichend unterstützt und gefördert werden.
  • Die veränderte Besetzung der Stunden durch Freizeitpädagog:innen statt Lehrer:nnen hat zur Folge, dass nicht mehr flexibel auf die tagesaktuellen Bedürfnisse der Kinder eingegangen werden kann. Ein starrer Arbeits-/Freizeitrahmen muss stundenplanmäßig vorgegeben werden. Gerade diese Kind-Zentriertheit war der große Vorteil der originären, verschränkten GTVS und wird nun endgültig beerdigt.
  • Die abwechselnde Abfolge von Unterrichts- und Betreuungseinheiten lässt sich nicht mehr in dem Maße realisieren, wie es pädagogisch für die verschränkte Ganztagsschule erforderlich wäre. Dieser Umstand trifft unter anderem auch die lernschwächeren Schüler:innen besonders hart.
  • Weniger Stunden für die Lehrer: Innen bedeutet außerdem eine Reduktion des pädagogischen Angebotes an der Schule. Schulinterne Angebote wie z.B. Peer-Mediation, Schüler:innenparlament, Schulchor und Ballsportarten sowie klassenbezogene Angebote wie z.B. Eislaufen, Skitage, Theaterbesuche und ganztägige Lehrausgänge werden deutlich weniger bis gar nicht mehr stattfinden.

Die Ressourcen für qualitätsvollen und pädagogisch wertvollen Unterricht werden weiterhin sinken und ein Ende dieser Abwärtsspirale ist auch nach dem kommenden Schuljahr nicht in Sicht. Der starke Ausbau von neuen GTVS- Standorten und Campus Schulen sowie Umwidmungen bestehender OVS-Schulen (Offene Volksschule) in GTVS-Schulen, bedeutet zusätzlich noch mehr Personalbedarf. Anstatt die bestehenden Standorte gut auszustatten, werden unzählige Standorte in Zukunft im Notbetrieb arbeiten müssen.
Die Tatsache, dass die verschränkten Ganztagsschulen im Vergleich zu den Offenen Volksschulen gratis bleiben, stellt zusätzlich eine Ungerechtigkeit dar. Das erhöht die soziale Ungerechtigkeit und bedeutet weiterhin KEINE Chancengleichheit, sondern die Auswahl des Schultyps wird immer öfter ausschließlich aufgrund von finanziellen Ressourcen getroffen. Das muss sich ändern!

Komm zum Aktionstag Bildung!

Das Ende der verschränkten Form der Ganztagsvolksschulen und die gesamte Abwärtsspirale im Bildungsbereich wollen wir so nicht hinnehmen!

Donnerstag 15.06.2023 / Aktionstag Bildung / ab 15 Uhr Bildungspicknick im Votivpark / ab 17 Uhr Demonstration.

Gemeinsam mit vielen anderen Initiativen (Schule brennt, Gemeinsame Schule 2.0, Betriebsrat BIM, Gewerkschaftsfraktionen, Schüler:innenorganisationen und Eltern) ruft BESSERE SCHULE JETZT! am österreichweiten „Aktionstag Bildung“ am 15.06. ab 15 Uhr zu einem Bildungspicknick im Votivpark auf. Ein breites Bündnis geht an diesem Tag für eine gemeinsame, inklusive Bildung und für bessere Aufwachs-, Lern- und Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich österreichweit auf die Straße.

Die Nachmittagsbetreuung endet an diesem Tag voraussichtlich um 14 Uhr, weil sich der Betriebsrat BiM (Freizeitpädagog:innen) mit einer Betriebsversammlung im öffentlichen Raum dem Aktionstag anschließen wird. Wir freuen uns über zahlreiche Unterstützungen und Teilnahme an diesem Tag von Seiten der Eltern, Pädagog:innen, Freizeitpädagog:innen sowie euren Kindern.

Ab 17 Uhr startet der Demonstrationszug.

Mehr Infos hier!

österreichweiter Aktionstag Bildung 15.6.2023